ONI in Lindlar gehört zu den erfolgreichsten Unternehmen Deutschlands.

Es gibt Situationen, in denen ist es gut, zu seinem Glück gezwungen zu werden“, sagt Wolfgang Oehm. Und sein beinah schon schelmisches Lächeln macht fast vergessen, wie ernst er das meint. In weniger als 35 Jahren hat der heute 79-Jährige in Lindlar eines der erfolgreichsten Unternehmen Deutschlands aufgebaut. Mit einer guten Idee, Durchhaltewillen, der Fähigkeit zur Selbstkritik – und weil er sich hin und wieder zu seinem Glück hat zwingen lassen.

Anfang der 1980er-Jahre war Oehm als Betriebsleiter bei einer Kunststofffirma – und ärgerte sich darüber, dass sein Arbeitgeber auf der einen Seite Heizöl kaufen musste, während die Maschinen auf der anderen Seite ihre Abwärme ungenutzt abgaben. Also entwickelte er eine Technik, um die Abwärme zu nutzen und so Energie und Geld zu sparen, in der Hoffnung, dass andere sich um deren Vermarktung kümmern würden.

„Aber das war die Sendung ‚Wünsch dir was‘“, sagt Wolfgang Oehm heute. Nach kurzer Zeit musste er einsehen: Entweder kümmert er sich selber um seine Idee, oder es wird nichts daraus. Und so ließ er sich zum ersten Mal zu seinem Glück zwingen: Mit Mitte 40 machte er sich selbstständig und gründete auf gerade mal 60 Quadratmetern Fläche mit zwei Mitarbeitern und unterstützt von Frau und Tochter die Firma ONI. Heute hat das Unternehmen etwa 480 Angestellte.

Allein die letzte Erweiterung, eine Produktionshalle, die 2013 in Betrieb genommen wurde, verfügt über rund 4.000 Quadratmeter. Was klingt wie eine einzigartige Erfolgsgeschichte, war harte Arbeit. Auch für den Gründer persönlich. Die ersten Gespräche mit potenziellen Kunden, erinnert sich Oehm, seien nicht sehr erfolgreich gelaufen. Wenn das alles so einfach wäre, sagten die, hätte das doch längst jemand gemacht. „Erst habe ich gedacht, dass die Kunden doof sind“, sagt Oehm. „Aber dann kam ich auf die göttliche Idee, mich mal mit dem Thema Selbstkritik zu beschäftigen.“ Also rief er die Interessenten noch mal an, fragte, was er falsch gemacht habe – und ließ sich erneut zu seinem Glück zwingen.

Denn es geht, das ist bei ONI gelebter Grundsatz, immer noch etwas besser. Und so sind über die Jahre auch immer mehr Geschäftsfelder hinzugekommen, elf bis heute. Der jüngste Unternehmensspross heißt „AquaClean“. Weil es auf dem Markt keine vernünftige Lösung gab, um das Wasser in den Kühlanlagen, die ONI baut, sauber zu halten, entwickelte man die halt selber. Ende 2017 ging es los, inzwischen stehen die ersten Anlagen bei Kunden.

Vom Tag der Gründung an begleitet die heutige Volksbank Berg Wolfgang Oehm und sein Unternehmen.

Übrigens als einzige Bank. „Ich wüsste nicht, warum wir fünf oder sechs Banken bräuchten, wenn wir mit der einen zufrieden sind“, sagt Oehm. Denn obwohl seine Produkte in alle Welt gehen, schätzt er bei seiner Bank die Nähe. „Da ist über die Jahre ein Vertrauensverhältnis entstanden“, sagt Wolfgang Oehm. Und wer sieht, wie Bankberater Roland Pohl im Unternehmen fast wie ein alter Freund begrüßt wird und auch nahezu alle Mitarbeiter mit Namen kennt, weiß, wie das gemeint ist.

Pohl war es auch, der ONI für den Initiativpreis der genossenschaftlichen WGZ Bank vorschlug, den das Unternehmen 2012 gewann. Nur eine von mehr als 40 nationalen und internationalen Auszeichnungen, von vier Goldmedaillen bei der Kunststoff-Messe im polnischen Kielce über die Auszeichnung fürs Lebenswerk vom Bundesverband mittelständischer Unternehmen bis hin zum Bundesverdienstkreuz. 2016 wurde ONI von der IHK-Stiftung als „Chancengeber des Jahres“ ausgezeichnet. Im Finale setzten sich die Lindlarer unter anderem gegen die Kölner Ford-Werke durch. Oehm und ONI sind eben auch über das reine Geschäft hinaus hoch engagiert. Mit Spenden zum einen, aber vor allem auch als Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb. Sowohl für junge als auch für ältere Mitarbeiter. „Über die Jahre haben wir bestimmt mehr als 300 Ü-50-Mitarbeiter eingestellt“, sagt Oehm. Und als erstklassiger Ausbildungsbetrieb ist die Firma ohnehin bekannt – und auch mehrfach ausgezeichnet.

Nicht ganz ohne Eigennutz, wie Wolfgang Oehm ohne Umschweife zugibt. Denn motivierte und gut ausgebildete Mitarbeiter kann sein Unternehmen stets brauchen. „Für jede 50. Anlage, die wir irgendwo auf der Welt installieren, brauchen wir einen weiteren fertig ausgebildeten Service-Techniker“, sagt Oehm. „Aber nicht irgendeine Pappnase, sondern einen richtig Guten.“ Also sorgt ONI selbst dafür, wird so wieder einmal zum eigenen Glück gezwungen – und nimmt die Azubis und Angestellten einfach dabei mit.

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